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Themenwoche Lebensschwellen: Altwerden/Sterben

In dieser Woche soll das Thema Altwerden und Sterben im Fokus stehen.

Wenn wir nicht durch einen Unfall oder eine Krankheit in jungen Jahren sterben, gehören Älterwerden und schließlich der Tod zu den unvermeidlichen Schwellenparcours unseres Lebens. Altwerden ist nichts für Feiglinge sagte Joachim Fuchsberger, und er hat Recht. Im Spätherbst und schließlich im Winter kommt der Moment, wo der Prozess einsetzt, dass Stück für Stück eine Fähigkeit, die wir für selbstverständlich hielten oder auf die wir stolz waren, unser Leben verlässt. Wenn man nicht verzweifeln will und doch bewusst ist, ist es sehr wichtig diesen Prozess mit offenen Augen zu durchschreiten.

In unserem Buch Lebensschwellen schildern wir eine ganze Reihe von Menschen, die auf eindrucksvolle Art und Weise bewusst diesen schweren Weg gegangen sind. Bei Paaren ist es fast immer so, dass mal der eine, mal der andere, oft aber eben auch nur der eine, schneller altert als der andere. Der gesunde Part empört sich oft, wenn der Partner am Beginn seiner Demenz unkonzentriert antwortet und er muss oft schmerzvoll lernen, dass das kein Affront gegen ihn ist. Er muss verstehen, dass jetzt die Zeit kommt, in der er seinen Partner Stück für Stück verabschieden muss. Manchmal ist es so, dass nach Jahren aufopferungsvoller Pflege der Partner sogar in ein Pflegeheim gegeben werden muss, was bei dem Zurückbleibenden heftige Gefühle von Schuld und Versagen auslösen kann.

Je mehr sich das Leben zurückzieht, desto mehr ändert sich natürlich auch das Selbstbild oder es bleibt wie es war und wird dann lächerlich. Ein häufiges Beispiel ist der ältere Mann, der wie ein Jüngling beispielsweise mit der zwanzigjährigen Kassiererin im Supermarkt flirtet. Oft müssen auch Frauen anhand heftiger Zurückweisung jüngerer Männer lernen, dass die Zeit ihrer Blüte vorüber ist. Gerade der Identitätswandel vom Erwachsenen zum alten Menschen stellt eine besonders wichtige Lebensschwelle dar, die wir in unserem Buch ausführlich behandeln.

Der Endpunkt des Älterwerdens ist immer der Tod. Neben der Geburt stellt der Tod die zweite Lebensschwelle dar, die ausnahmslos alle Menschen zu 100% bewältigen. Wenn der Tod nicht plötzlich kommt, sondern absehbar wird, zum Beispiel durch eine Krebserkrankung, müssen wir uns wohl oder übel mit ihn auseinandersetzen, uns auf ihn vorbereiten und im besten Fall mit ihm Frieden schließen. Wenn man häufig erlebt hat, wie Menschen sterben, dann weiß man, dass jene am leichtesten gehen, die den Tod nicht verdrängt haben, sondern sich intensiv mit ihm auseinandergesetzt haben. Hierzu bieten wir im Buch Lebensschwellen eine Reihe sehr tiefer Übungen an. Wir können nur jedem raten, sich mit dem eigenen Tod und jenem der Menschen, die man liebt, mutig und offenen Auges auseinanderzusetzen und wünschen allen Hinterbliebenen, dass die Verstorbenen liebevoll genug waren, eine Patientenverfügung zu hinterlassen und auch ihr Erbe eindeutig zu ordnen.

Wolfgang Krahé

 

Das Buch kann jetzt bestellt werden, z.B: im Shop von fischer & gann bei Kamphausen Media, oder bei Amazon.

 

Fotocredit:  mari lezhava via Unsplash