Wir verbinden Medizin, Psychologie und Management
In dieser Woche soll das Thema Beruf im Fokus stehen.
In früheren Generationen waren die beruflichen Wege in gewisser Weise berechenbar. Abhängig von der Schulbildung startete man mit einer Ausbildung oder einem Studium, fand dann einen Job, der in der Regel mit einer Karrieremöglichkeit verbunden war und entwickelte sich dort, abhängig vom persönlichen Potenzial weiter, solange bis der Ruhestand eintrat.
Es gab immer wieder Schwellensituationen deren Überwindung zu einer anspruchsvolleren aber auch befriedigenden beruflichen Situation führen konnte. Gerade in den letzten Jahrzehnten rückte dabei zunehmend auch die sogenannte Work-Life-Balance in den Fokus der Aufmerksamkeit und viele Menschen lernten aus ihrer Sicht ein gesundes Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben herzustellen.
Diese Situation hat sich in den letzten 10 Jahren in vielfacher Hinsicht drastisch geändert. Immer weniger Menschen haben das Privileg ein Leben lang in der gleichen Firma arbeiten zu können. Manche bekommen nie einen entfristeten Arbeitsvertrag, sondern hangeln sich über Jahrzehnte von Zeitvertrag zu Zeitvertrag mit der entsprechenden Unsicherheit. Eine enorme Mobilität wird verlangt und gleichzeitig müssen dafür stabile Lebenspläne, oft auch Beziehungen, praktisch immer ein Gefühl von Sicherheit, aufgegeben werden.
Der Anspruch an Mobilität richtet sich dabei nicht nur an den Wohnort, sondern gleich auch auf die berufliche Identität. Man muss sich immer wieder neu zu erfinden. Wenn Du gut bist, kann es sein, dass Du bis zur Rente 3, 4, 5 berufliche Identitäten erarbeitest, immer wach bleibst und bereit, das Neue auf Dich zu nehmen. Was dabei oft übersehen wird ist, dass die Kraft sich Neuem zu stellen, im Lauf der Jahrzehnte abnimmt und dass es Phasen gibt, in denen auch der stabilste Mensch in die Krise kommt und durch eine solche berufliche Situation völlig überfordert ist.
Bei aller Begeisterung, die in manchen Kreisen eine ganze Generation von immer kreativen Menschen feiert, werden Schwankungen in der Leistungsfähigkeit ebenso wie das ganz normale Älterwerden viele Menschen in problematische Situationen führen. Diese Situationen aufzufangen wird mit Sicherheit eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte sein.
Wolfgang Krahé
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Fotocredit: Helloquence via Unsplash